Am frühen Samstagmorgen, als die meisten Menschen noch tief und fest schliefen, versammelten sich unsere Einsatzkräfte voller Vorfreude und Spannung um 6 Uhr zum gemeinsamen Treffen. Trotz der morgendlichen Dunkelheit und kühlen Luft war die Stimmung positiv, denn um 7 Uhr sollten wir in Verden bei der Feuerwehr-Technischen-Zentrale (FTZ) antreten. Dort warteten bereits die vorbereiteten Fahrzeuge und Ausrüstungen, und nach einer kurzen Einweisung machten wir uns bereit für den Tag. Unser Ziel: der Landkreis Nienburg. Hier erwarteten uns herausfordernde und realitätsnahe Übungen, die uns an unsere Grenzen bringen sollten.
Nach einer zügigen Fahrt erreichten wir die Grundschule in Wechold, die als Bereitstellungsraum für alle Einheiten diente. Der Logistikzug hatte keine Mühen gescheut und ein reichhaltiges Frühstück für die gesamte Mannschaft vorbereitet. Der Duft von frischem Kaffee und Brötchen lag in der Luft, und während sich alle stärkten, herrschte bereits eine konzentrierte und fokussierte Atmosphäre. Jeder wusste, dass dies kein gewöhnlicher Tag werden würde.
Kurz nach dem Frühstück, gegen halb zehn, erhielten wir unseren ersten Einsatzbefehl: Auf dem Gelände des THW-Ausbildungszentrums in Hoya hatte sich ein schwerer Unfall ereignet. Ein Personen- und ein Güterzug waren kollidiert, und zusätzlich war ein nahegelegenes Gebäude eingestürzt. Der Anblick des Unglücksorts war beeindruckend inszeniert – es fühlte sich an, als wären wir mitten in einem echten Katastrophenszenario. Unsere Aufgabe war es, die Menschen im Personenzug zu evakuieren und die zahlreichen Verletzten zu retten. Hier muss man den Opferdarstellern ein großes Lob aussprechen: Mit unglaublicher Hingabe und realistischer Darstellung spielten sie ihre Rolle als Verletzte, und die täuschend echt geschminkten Wunden ließen uns für einen Moment vergessen, dass dies eine Übung war.
Besonders schwierig war der Umgang mit den „Verletzten“, die in einem Zustand völliger Verwirrung oder Bewusstlosigkeit waren. Darunter befanden sich auch Jugendliche, was die emotionale Belastung noch einmal erhöhte. Doch dank unserer intensiven Ausbildung und der hervorragenden Zusammenarbeit im Team gelang es uns, alle Personen sicher aus dem Waggon zu retten. Die Übung forderte von uns nicht nur körperliche, sondern auch mentale Stärke, denn in solch einer Stresssituation einen kühlen Kopf zu bewahren, ist entscheidend.
Doch es blieb keine Zeit, sich auf den Lorbeeren auszuruhen. Kaum war der Personenzug evakuiert, wartete bereits die nächste Herausforderung: Ein Kesselwaggon, gefüllt mit Holzpellets, stand lichterloh in Flammen, und direkt daneben befand sich ein weiterer Kesselwaggon, der mit hochentzündlichem Benzin beladen war. Die Situation war gefährlich, und es war klar, dass jeder Handgriff sitzen musste. Zunächst begannen wir, den Benzinwaggon zu kühlen, um eine mögliche Explosion zu verhindern. Gleichzeitig wurde eine Wasserversorgung über 300 bis 400 Meter aufgebaut, die sicherstellte, dass wir genügend Wasser zur Brandbekämpfung hatten. In einem koordinierten Kraftakt gelang es uns schließlich, das Feuer unter Kontrolle zu bringen und zu löschen.
Nach diesem intensiven Einsatz war es Zeit für eine wohlverdiente Pause. Bei einer Nachbesprechung mit den Übungsbeobachtern analysierten wir unsere Vorgehensweise und erhielten wertvolles Feedback. Anschließend genossen wir ein leckeres Mittagessen, das nicht nur unsere Körper, sondern auch unsere Energiereserven wieder auffüllte.
Doch die Ruhe währte nicht lange. Kaum hatten wir uns gestärkt, folgte der nächste Alarm: Ein Hausbrand in unmittelbarer Nähe erforderte den Einsatz von Atemschutzgeräteträgern (AGT). Da die Kameraden des anderen Zuges bereits voll ausgelastet waren, wurde unser Zug Wasserförderung umgehend zur Unterstützung gerufen. Ohne zu zögern entsandten wir drei Trupps, die vor Ort halfen, das Feuer zu bekämpfen. Doch während des Einsatzes ereignete sich ein weiterer Vorfall – ein Trupp geriet in eine Notlage und musste von uns gerettet werden. Auch hier bewiesen wir erneut unsere Professionalität und konnten die Situation erfolgreich bewältigen.
Gegen 18:00 Uhr endete der Übungstag schließlich, und wir begannen, unsere Ausrüstung zusammenzupacken. Zurück in Wechold erwartete uns ein gemütlicher Grillabend, bei dem wir den Tag Revue passieren ließen. Die wohlverdiente Entspannung, das knisternde Feuer und die fröhliche Gemeinschaft schufen einen perfekten Abschluss für einen anstrengenden, aber erfolgreichen Tag. Müde und erschöpft fielen wir später in die bereitgestellten Feldbetten in der Turnhalle und schliefen rasch ein.
Der nächste Morgen begann erneut früh: Um 07:30 Uhr gab es ein reichhaltiges Frühstück, denn bereits um 09:00 Uhr sollten wir wieder in den Einsatz starten. Diesmal führte uns der Weg nach Warpe, wo ein Waldbrand unsere Aufmerksamkeit erforderte. Unsere Aufgabe war es, eine etwa 1,5 Kilometer lange Wasserförderstrecke aufzubauen. Dabei richteten wir an einem Pufferspeicher unsere Pumpe ein und sorgten dafür, dass das Wasser zuverlässig zu den angreifenden Trupps weitergeleitet wurde. Auch diese Übung verlangte uns einiges ab, doch dank der guten Zusammenarbeit und Organisation meisterten wir auch diese Herausforderung.
Gegen Mittag wurde die Übung offiziell beendet, und es war Zeit, Bilanz zu ziehen. Alle Teilnehmer waren sich einig, dass die Übungen nicht nur äußerst anspruchsvoll, sondern auch lehrreich waren. Jeder hatte wertvolle Erfahrungen gesammelt und war stolz auf das, was wir gemeinsam erreicht hatten. Die Erschöpfung war allen anzumerken, doch der Stolz und das Gefühl, als Team Großes geleistet zu haben, überwogen.
Zum Abschluss dieses ereignisreichen Wochenendes wurden wir am Sonntagabend von unseren Kameraden zu Hause überrascht: Mit Nudelsalat und Frikadellen empfingen sie uns, als wir zurückkehrten, um unsere Ausrüstung zu reinigen und die Fahrzeuge zu versorgen. Eine Geste, die uns allen noch einmal zeigte, wie stark unser Zusammenhalt ist.
Ein großes Dankeschön geht an die Übungsplaner, die Darsteller und die Übungsbeobachter – sie haben diese fordernde, aber rundum gelungene Übung erst möglich gemacht.